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Schnittstellen zwischen Ausbildungsstätten und Jugendämtern verbessern

Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe angemessen auszubilden, gelingt nur, wenn die Ausbildungsstätten und die Praxis kooperieren. In dieser Kooperation haben beide Seiten einen je eigenen Auftrag und eigene Vorstellungen einer „angemessenen“ Ausbildung - Reibungspunkte, die es zu einer Synergie zusammenzuführen gilt. Ziel ist es, die Lernorte produktiv zusammen zu bringen.

Beispiele aus der Praxis

Kita – läuft bei uns! Netzwerk zur Personalgewinnung

Fachbereich Kinder, Jugend und Familie der Stadt Mönchengladbach

Im Jahr 2020 wurde Mönchengladbach als Projektkommune für die Personalgewinnung von Fachkräften in den Kitas ausgewählt. Dies ermöglicht uns eine modellhafte Erprobung und Weiterentwicklung zur Gewinnung von Fachkräften in den Sozial- und Erziehungsberufen. Die amtliche Statistik von 2018 bis 2022 zeigt, dass wir in Mönchengladbach den Platz 1 im Vergleich der Kommunen in NRW belegen.

Mönchengladbach hat die höchsten Zuwachsraten (2018-2022) bei den Betreuungsplätzen in den Kitas von alle 52 kreisfreien Städten und Landkreisen in ganz NRW:

  • Gesamtzahl der betreuten Kinder +21,5% (Platz 1)
  • Betreute Kinder 0-3 +38,6% (Platz 1)
  • Betreute Kinder 3-6 +16,9% (Platz 3)

Zugleich konnte die Zahl der „tätigen Personen“ in Kitas in ganz NRW am deutlichsten gesteigert werden. Da der Anstieg höher ist, als die Zahl der betreuten Kinder, hat sich dementsprechend auch der Betreuungsschlüssel deutlich verbessert:

  • Gesamtzahl +44,7% (Platz 1)
  • Pädagogisches- und Verwaltungspersonal +40,1% (Platz 1)
  • Hauswirtschaftliches und technisches Personal +89,5% (Platz 1)

Durch die folgenden Maßnahmen konnte die Anzahl der fehlenden Fachkräfte von 724 auf nur noch 98 fehlende Fachkräfte reduziert werden (Stand Oktober 2022):

  • Gewinnung von Umschülern*innen (in Kooperation mit der Arbeitsagentur und dem Jobcenter)
  • Intensive stadtweite Werbekampagne, Slogan „läuft bei uns“ Influencervideo (https://www.youtube.com/watch?v=PWZ5BJQeVfA), Buswerbung, Plakataktion, Banneraktion an Kitas und Verwaltungsgebäuden
  • Weiterqualifizierung von Ergänzungskräften zu Fachkräften
  • Anwerbung spanischer Fachkräfte, bisher wurden 20 spanische Erzieher*innen eingestellt
  • Umstellung auf eine praxisorientierte Ausbildung
  • Organisation und Durchführung von Businesstagen
  • Werbung in Abgangsklassen der weiterführenden Schulen und Fachschulen
  • Deutliche Steigerung der Ausbildungsplätze

Unsere oberste Priorität ist es, die Versorgungsituation weiterhin auszubauen. Wir haben die gesamtstädtische Versorgung bereits durch den Neubau von 47 Kitas deutlich nach vorne gebracht. Weiterhin ist der Neubau von 46 weiteren Kitas geplant. Dazu wird natürlich auch geeignetes Fachpersonal benötigt. Wir haben den Blick auf die Personalbeschaffung und –bindung geöffnet. So wird bereits vorhandenes Fachpersonal weitergebildet, gefördert besser vergütet. Dadurch steigt die Motivation der Mitarbeitenden und die Personalfluktuation hat deutlich abgenommen. Neues Personal wird durch gezieltes Anwerben von Auszubildenden, Umschüler*innen und Fachkräften aus Spanien rekrutiert.

Um ebenfalls ein erfolgreiches Projekt wie die Modellkommune Mönchengladbach durchführen zu können, braucht es zum einen motivierte, kreative Mitarbeiter*innen die gewillt sind über den Tellerrand hinauszuschauen und neue Wege zu gehen. Wir sind stolz ein funktionierendes Netzwerk aus Fachschulen, freien Trägern, den zuständigen Ministerien, der Bundesagentur für Arbeit und dem Jobcenter zu haben. Hier können Anregungen, Probleme und Hinweise schnell und unkompliziert ausgetauscht und kommuniziert werden. Verbesserungen und die Vermeidung bzw. das Abstellen von Fehlern können so deutlich schneller auf Augenhöhe gelöst werden. Wir sehen uns als Partner, nicht als Konkurrenten.

Zum Erfolg gebraucht wird ein motiviertes, zuverlässiges und kreatives Team innerhalb des Jugendamtes/Verwaltung und den Kitas. Ein zuverlässiges Netzwerk aus Fachschulen, der Bundesagentur für Arbeit, dem Jobcenter und eine gute Kooperation mit den freien Trägern die frei von Konkurrenzgedanken sein sollte.

Weitere Informationen: Kita läuft bei uns

Kontakt:

Angela Gerads
Teamleitung Personal
Stadt Mönchengladbach
Fachbereich Kinder, Jugend und Familie
Abteilung Verwaltung und Service
Aachener Straße 2
41061 Mönchengladbach
Tel.: (02161) 25-3369
Mobil: 0172-5378541

Sascha Savelsberg
Sachbearbeiter Personalangelegenheiten im Rahmen der Modellkommune
Fachkräftegewinnung in der Elementarpädagogik
Stadt Mönchengladbach
Fachbereich Kinder, Jugend und Familie 
Abteilung Verwaltung und Service
Aachener Straße 2
41061 Mönchengladbach
Tel.: (02161) 25-3368

Früh übt sich, um im Jugendamt zu arbeiten

Stadt Osnabrück und Universität Vechta / Hochschule Osnabrück

In dem Kooperationsprojekt „Lernen am Modell“ haben Student:innen die Gelegenheit, am Modell zu lernen und während des Studiums die Arbeit im ASD kennenzulernen. Ziel ist es, Nachwuchskräfte für die Aufgaben des ASD zu gewinnen.

Im Rahmen der kollegialen Beratung als strukturierte Methode des Fallverstehens nehmen Studierende der Universität Vechta und der Hochschule Osnabrück im vierten Semester an einer anonymisierten Fachkonferenz im Sozialen Dienst der Stadt Osnabrück teil. Im Handlungsfeld Kinderschutz, Fallverstehen und Hilfeplanung gewinnen die zukünftigen Fachkräfte so einen Zugang zur Tätigkeit im Jugendamt. Die Kooperation besteht seit 10 Jahren.

Im Rahmen dieser Kooperation ist es ein Ziel, Studierenden in der Praxis Wissen zu vermitteln, Handeln einzuüben und reflexives Arbeiten kennenzulernen, um die Zugänge zu komplexen Fällen (Fallverstehen) zu ermöglichen. Dabei können die Studierenden hautnah miterleben, wie hoch die Fähigkeit zur Selbstreflexion entwickelt sein muss, um auch Eigenanteile am Fallverstehen ernst zu nehmen und anzuschauen (siehe auch Sozialmagazin H. 5 - 6 2015, Seite 88  - 96 und Sozialpädagogische Diagnostik und Fallverstehen in der Jugendhilfe 2020, Ader/Schrapper (Hrsg.) Seite 303 - 304). Die Studierenden werden am regulären Beratungsprozess nicht nur als Beobachter:innen eingesetzt, sondern sie begeben sich gemeinsam mit den Fachkräften im Rahmen der strukturierten Methode des kollegialen Fallverstehens gemeinsam auf die Suche, um die innere Logik der Falldynamik zu verstehen. Dieses geschieht quasi auf Augenhöhe. Studierende auf diese Weise an der Praxis teilhaben zu lassen und ihnen einen Einblick in die Arbeit der Fachkräfte des Fachdienstes zu gewähren, motiviert sie in sehr starkem Maße, sich für die weitere Arbeit des Sozialen Dienstes zu interessieren.

Um so ein Projekt des gemeinsamen Lernens durchführen zu können, bedarf es Vertrauen zwischen dem Team und den Studierenden und hier insbesondere auch zum/r Dozent:in. Das setzt voraus, dass es auch auf der Seite der Dozent:innen die Bereitschaft gibt, die Suchbewegungen in der Fallarbeit mitzumachen.

Die Seite der Praxis sollte sich auch mit der Theorie der Sozialpädagogischen Diagnostik auskennen und gerne den „Fremdblick“ durch die Studierenden als gewinnbringend für ihre Fallarbeit sehen. Auch sollte im Rahmen des Semesters ein Kontakt zwischen den Studierenden vor der gemeinsamen Fallberatung in einem Seminar stattfinden.
BAJ-Bewerber zeigen Interesse an der Arbeit im Fachdienst Familie - Sozialer Dienst und bewerben sich direkt aus diesem Grund. Die Stadt Osnabrück rekrutiert über diese anonymisierte Fachkonferenz einen Großteil ihrer Bewerber:innen für den Fachdienst.

 

Kontakt:
Wolfgang Ruthemeier
Stadt Osnabrück
Fachbereich für Kinder, Jugendliche und Familien
Fachdienstleitung Familie/Sozialer Dienst
E-Mail: ruthemeier@osnabrueck.de
Tel.: 0541 323-4270

Theorie trifft Praxis: "Kompetent im Kinderschutz"

Kreis Paderborn und Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Standort Paderborn

„Kompetent im Kinderschutz“ nennt sich ein Theorie-Praxis-Modul, das darauf zielt, künftige Fachkräften bestmöglich auf ihre Aufgabe vorzubereiten. Die Seminarreihe ist mit 150 Seminarstunden in den Lehrplan der Student:innen der Sozialen Arbeit verankert: Sie erhalten bereits ab dem 4. Semester durchlaufend bis zum Ende des Studiums Einblicke, wie rechtliche Rahmenbedingungen in unterschiedlichen Hilfeformen gegenüber Polizei und Justiz aussehen und erfahren, wie Fallverstehen gelingen kann. Sie arbeiten an Fallmaterial, sog. gescheiterten Kinderschutzverläufen, absolvieren eine Beobachtungsaufgabe im Praxissemester und nehmen an Studienfahrten wie der mehrtätigen „Sommerhochschule Kinderschutz“ teil. Im Anschluss an die Praxissemesterphase mit mindestens 100 Tagen in Einrichtungen und Diensten der Kinder- und Jugendhilfe und des Kinderschutzes nehmen Lehrbeauftragte des Kreisjugendamtes u.a. den besonderen Kontext der Gefährdungseinschätzung in den Blick und vor allem auch die Herausforderungen zwischen Hilfe und Kontrolle. Zugleich werden die Präventionsstrategien des Sozialen Frühwarnsystems mit Praktiker:innen anderer Dienste und Einrichtungen vermittelt. Netzwerkakteure wie die Kinderklinik werden eingebunden. Daran anschließende „Fallwerkstätten“ bieten dann in der praxisnahen Ausbildungsphase die notwendige Vertiefung und Verbindung in Theorie und Praxis.

„Kompetent im Kinderschutz“ ist von Prof. Dr. Michael Böwer und Dr. Gerhard Kilz von der Katholischen Hochschule Paderborn gemeinsam mit Kreisjugendamtsleiter Günther Uhrmeister sowie Annabell Timmer vom Kreisjugendamt, Bereich Jugendhilfeplanung entwickelt worden. Üblich war es bislang, dass im Anschluss an den Bachelor-Abschluss für Soziale Arbeit schrittweise Kompetenzen zur Fachkraft erworben wurden. Mancherorts wird dafür eine Fortbildung mit nur wenigen Tagen angesetzt. Die frühzeitige Integration in den Lehrplan intensiviert die Ausbildung und bereichert die theoretischen Anteile durch Erfahrungen und Sichtweisen aus der Praxis. Das Studienmodell liefert einen Grundstock an Wissen, Können und Haltung, ersetzt allerdings bewusst keine fundierte Qualifikation einer Kinderschutzfachkraft: Die katho vertritt analog der Empfehlungen der LWL-Landesjugendämter Rheinland u. Westfalen (2014) die Sicht, dass nach ausreichender beruflicher Erfahrung eine qualifizierte Weiterbildung zur 'Insoweit erfahrenen Fachkraft' absolviert werden muss. So bietet etwa die Alice-Salomon-Hochschule Berlin unter Beteiligung Prof. Dr. Böwers als Lehrbeauftragtem einen berufsbegleitenden Master in Frühen Hilfen und dialogischem Kinderschutz an, der die Qualifikation der InsoFa umfasst.

Vgl. auch: https://katho-nrw.de/news/detailansicht/zertifikat-macht-angehende-fachkraefte-kompetent-im-kindesschutz 

Kontakt:
Annabell Timmer
Jugendamt Kreis Paderborn
Jugendhilfeplanung, Qualitätsentwicklung
E-Mail: TimmerA@kreis-paderborn.de
Tel.: 05251 – 308 51 50

Seminar „Soziale Arbeit im RSD“

Berlin Lichtenberg

Der Regionale Soziale Dienst (RSD) in Lichtenberg lässt Student:innen der Sozialen Arbeit im Rahmen eines Seminars „Soziale Arbeit im RSD“ an seinen Erfahrungen und seinem Wissen teilhaben. RSD und Student:innen erleben damit Theorie und Praxis im direkten Kontakt und zukünftige Fachkräfte entwickeln Lust, mehr vom RSD zu erfahren.

Das Seminar „Soziale Arbeit im RSD“ gewährt über ein Semester in mehreren Veranstaltungen Einblick in die Arbeitswelt des RSD in Lichtenberg. Im Studienablauf der Student:innen ist das Seminar nach dem Praxissemester verortet. Inhalte des Seminars sind

  • Aufbau, Struktur und Aufgaben des Jugendamtes,
  • Hilfeplanung,
  • Zusammenarbeit mit Familiengerichten und
  • Kinderschutz.

Das Seminar bietet den Student:innen in unterschiedlichster Form (Veranstaltung, Hospitation im RSD etc.) einen fachlichen Austausch mit Praktiker:innen. Durch das Angebot haben sich ergänzende Möglichkeiten für die Umsetzung von Einzelveranstaltungen über die gesamte Studienzeit hinweg entwickelt. So wird inzwischen die Bezirkssozialarbeit auch im ersten und zweiten Semester als Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit vorgestellt. Dadurch erhält der RSD Lichtenberg Bewerbungen von Praktikant:innen und studentisch Beschäftigten. Es gelingt, die Arbeit im RSD mit positiven und herausfordernden Assoziationen zu belegen. Die Praxis wird durch den theoretischen Diskurs bereichert und die Wertschätzung der Arbeit im RSD durch die Student:innen gelingt.

Wichtig ist es, Praktiker:innen aus dem RSD umfassend mit einzubeziehen. Die jeweiligen Lehrbeauftragten übernehmen koordinierende Funktionen, um die Begegnung Theorie - Praxis auf vielfältige Art zu ermöglichen.

Der spannende und bereichernde Arbeitsalltag inklusive Schwierigkeiten, Herausforderungen und oftmals problematischen Rahmenbedingungen braucht eine realistische Vermittlung. Die Beispielarbeit an realen Fällen hat sich bewährt.

Zur Umsetzung braucht es die Kolleg:innen des RSD, kooperierende (Fach-)Hochschulen und je nach Thema auch andere Träger und Institutionen.

Kontakt:
Judith Nölting
Jugendamt Lichtenberg
Regionalleitung
E-Mail: judith.noelting@lichtenberg.berlin.de
Tel.: 030 90296-5311

Prof. Dr. Petra Mund
Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin, 
Professorin für Sozialarbeitswissenschaft und Sozialmanagement, Vizepräsidentin
E-Mail: petra.mund@khsb-berlin.de
Tel: 030 50 10 10-929

Wissen über Absolvent:innen vertiefen

Sachsen

In Sachsen hat die Zahl der Absolvent:innen für sozial-/heilpädagogische Fach- und Hochschulqualifikationen in den letzten Jahren stetig zugenommen.

Trotzdem münden weniger Absolvent:innen tatsächlich in die entsprechenden beruflichen Tätigkeitsfelder ein, als ausgebildet werden. Bisherige vorliegende Daten konnten keine verlässlichen Aussagen zu möglichen Ursachen und Beweggründen für Abwanderung bzw. berufliche Umorientierung geben.

Ziel der Studie war es daher, Erkenntnisse zur beruflichen Orientierung sowie zu Bleibe- und Abwanderungsmotiven und -verhalten von Absolvent:innen der sozial-/heilpädagogischen Fach- und Hochschulqualifikationen in Sachsen zu generieren.

 

Kontakt:
Dr. Nicolas Tsapos 
Stadt Leipzig
Amtsleitung im Amt für Jugend, Familie und Bildung 
E-Mail: jugend-familie@leipzig.de
Tel.: 0341 123-4641

Gemeinsam lehren

Interdisziplinärer Kinderschutz

Kooperation der Frankfurt University of Applied Sciences (FRA UAS) mit dem MKJFGFI des Landes Nordrhein-Westalen: Der kostenfreie E-Learning-Kurs führt am Fallbeispiel Mia durch alle wichtigen Institutionen des Kinderschutzes. Das Fallbeispiel zeigt alltagsnah auf, wie die Räder des Kinderschutzes  ineinandergreifen und welche Stationen durchlaufen werden. Der Kurs zeigt exemplarisch, wie Lerninhalte an der Schnittstelle von unterschiedlichen Disziplinen aus der Praxis und dem Hochschulkontext aufbereitet werden können. Das Angebot finden Sie unter:

Landesfachstelle Prävention sexualisierte Gewalt: E-Learning Interdisziplinärer Kinderschutz